Sechstklässler besuchen Altenheimbewohner
Alle zwei bis drei Wochen besuchen rund 20 Sechstklässler der Werkrealschule Gablenberg die Senioren in der Karl-Olga-Altenpflege. „So isch’s Lebe“, nennen sie das Projekt, das nicht im Schulcurriculum steht, sondern aus ihrer Initiative heraus entstanden ist. Die Jugendlichen nehmen freiwillig in ihrer Freizeit teil – und einige von ihnen haben ihre Lehrerinnen damit überrascht, dass sie im Umgang mit den Heimbewohner ein völlig anderes Gesicht zeigen als im Unterrichtsalltag.
„Wir machen das gern!“, beteuert Dominik. Es mache Spaß, Leuten zu helfen. „Man lernt andere Menschen kennen, ihren Charakter“, ergänzt Massimo, „man kann von alten Leuten lernen, was sie früher erlebt haben.“ Diese Möglichkeit fehlt vielen Schülern in der Familie: Als die Klasse nach den Weihnachtsferien im Stuhlkreis zusammensaß und erzählte, stellte sich heraus, dass lediglich ein Schüler Großeltern in der Nähe hat, alle anderen leben zumindest die meiste Zeit des Jahres ohne Oma und Opa. So kam die Idee auf, mal einen Besuch im Altenheim zu machen, erzählt Klassenlehrerin Alla Dehringer, die das Projekt gemeinsam mit Kollegin Kerstin Büchner betreut.
Beide sind überrascht über die rege Teilnahme. Und über manche Schüler, die sie von einer ganz anderen Seite kennenlernen. „Die Schüler sind hier so anders, das glauben Sie gar nicht“, sagt Büchner. Einige, die im Klassenzimmer nicht unbedingt positiv auffallen, zeigten sich im Umgang mit den Senioren erstaunlich respektvoll und aufmerksam.
„Wollen Sie mitsingen?“, fragen die Jugendlichen jetzt und verteilen Zettel mit Liedtexten, bevor sie selbst beim lieben Augustin und der Vogelhochzeit einstimmen. Das gehört eigentlich immer zum Programm, danach steht je nachdem Basteln, Erzählen oder Boulespielen im Garten an.
An diesem Nachmittag zieht ein Gewitter auf, Windböen fegen über die Terrasse und beuteln die Pavillons. Was die alten Herrschaften eher erfreut als erschreckt: Fasziniert schauen sie zu, sogar einige Jauchzer sind zu hören. Schließlich zieht die Gruppe aber doch lieber nach innen um. Es sieht schon recht routiniert aus, wie einige Schüler Bewohner im Rollstuhl schieben. „Wenn man’s öfter macht, gewöhnt man sich dran“, sagt Abida.
Drinnen geht es ans Blumenbasteln. Yilmaz hilft Charlotte Kuhn: Konzentriert versuchen die beiden, eine Blüte aus Papier hinzubekommen. Ivona bastelt mit Erika Schenk, die sich vorher angeregt mit Daniele und Massimo unterhalten hat. Dass die beiden ihren Namen wussten, freut die alte Dame: „Ich erinnere mich auch genau an euch!“, sagt sie. Selbst wenn das Gedächtnis bei manchen Bewohnern nicht mehr so gut funktioniert: „Die Begegnung macht immer wieder Freude“, weiß Michael Renner vom Sozialdienst der Karl-Olga-Altenpflege, die noch weitere Schulprojekte laufen hat. Schon seit zweieinhalb Jahren finden immer wieder Treffen mit der Schulkindbetreuung Gaisburg statt, einschließlich Ausflügen in die Wilhelma oder ins Museum. Und seit kurzem kommt auch eine Gruppe aus der Werkrealschule Raitelsberg ungefähr einmal im Monat zu Besuch.
Fotos:
altenhilfe1: Yilmaz und Charlotte Kuhn basteln gemeinsam eine Blume. Foto: aia