

20 Jahre Deutsche Jugend aus Russland, kurz DJR: Zu dieser Feier hatte nicht der Verein selbst eingeladen, sondern die Stadt Stuttgart – was durchaus etwas über die Bedeutung der Jugendhilfeorganisation aussagt. Sie hat heute bundesweit rund 10000 Mitglieder, davon rund 2000 in Stuttgart.
Denn in Stuttgart stand die Wiege der DJR: Gründer Ernst Strohmaier, der auch viele Jahre dem Bezirksbeirat Ost angehörte, war damals Bundeskulturreferent der Deutschen aus Russland. Ein parlamentarischer Staatssekretär aus dem Innenministerium sprach ihn als Pädagogen darauf an, dass die Straffälligkeit unter jungen Deutschen aus Russland ziemlich hoch war und forderte ihn auf, die Jugendarbeit unter den Russlanddeutschen zu organisieren. Aus diesem Impuls heraus hat Strohmaier die DJR ins Leben gerufen, die dann in der Folge mit verschiedenen innovativen Ansätzen bekannt wurde. Das vielleicht bekannteste Projekt war Boxen im Osten (BiO), das Sport und Pädagogik verband und die Jugendlichen sehr gut erreichte. „Damit haben wir wirklich die Aggressionen von der Straße geholt“, sagt Strohmaier – von den sportlichen Erfolgen auf Landes- und auf Bundesebene ganz abgesehen. Aus BiO wurde der ebenfalls sehr beliebte Sportverein Gold-Blau Stuttgart. Er ruht derzeit, weil er keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung hat. Gleichzeitig wurde Strohmaier in jüngster Zeit von verschiedenen Seiten signalisiert, dass man eine Neuauflage des Boxprojektes begrüßen würde. Nun hofft er, dass sich in naher Zukunft wieder Trainngsräume finden.
Auch das Projekt PMP (Patenschaften und Mentoren-Programm für straffällige und gefährdete junge Leute) ging neue Wege. Es führte die Lehren des sowjetischen Pädagogen Anton Makarenko mit denen von Johann Heinrich Pestalozzi zusammen und setzte auf Empowerment und „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Abgesehen vom Präventionsschwerpunkt werden auch politische, interkulturelle und internationale Jugendarbeit sowie politische Bildung bei der DJR großgeschrieben. Die Bundesorganisation hat ihren zentralen Sitz in Stuttgart. Dort sind fünf hauptamtliche Mitarbeiter/innen und rund 40 ehrenamtliche Pädagogen aktiv.
Direkt im Stuttgarter Osten kennt man die DJR insbesondere von der Langen Ost Nacht, wo sie zum einen Ordnerdienste abdeckt, zum anderen eine Kulturbühne in der Gablenberger Hauptstraße bespielt. Diese ist mit ihren Tänzen und ihrer Musik mittlerweile ein absoluter Publikumsliebling. Aia
Im Einsatz bei der Lange Ost Nacht.
Die DJR-Bühne ist Publikumsmagnet. Fotos: privat